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Erster Nachwuchs seit 10 Jahren

Nach zehn Jahren gibt es zum ersten Mal wieder Nachwuchs in den Bochumer „Nordseewelten“. Gleich zwei gesunde Seehund-Jungtiere erblickten Ende Juni im Tierpark + Fossilium Bochum das Licht der Welt. Die Mütter, Cindy – selbst gebürtige Bochumerin – und Babsi, kümmern sich fürsorglich um ihre Babys, die sich bereits prächtig entwickeln. Genügend Erfahrung bringen die beiden Weibchen mit: „Cindy hat bereits drei Jungtiere erfolgreich großgezogen. Zwei ihrer Töchter, Aurora und Maxime, leben gemeinsam mit ihr bei uns in den Nordseewelten. Seehund-Dame Babsi lebt hingegen noch nicht lange im Tierpark. Sie kam zusammen mit ihrer Tochter Blue im Oktober 2021 aus dem Zoo Duisburg zu uns“, berichtet Diplom-Biologe Jens Stirnberg, Abteilungsleiter der Zoologie.

 

„Wir haben lange diesem Moment entgegengefiebert – seit unser Seehund-Bulle Ole Anfang 2016 aus dem Neunkircher Zoo zu uns nach Bochum zog“, berichtet Zoodirektor Ralf Slabik sichtlich stolz. Damals war Männchen Ole jedoch selbst noch ein Jungtier. Ihre Geschlechtsreife erlangen Seehunde erst im Alter von etwa fünf Jahren. „Seit zwei Jahren konnten wir beobachten, dass Oles Interesse an den Damen deutlich gestiegen ist und auch erste Paarungsversuche unternommen wurden. Umso erfreulicher ist der jetzige Zuchterfolg im Doppelpack“, fährt Ralf Slabik fort.

 

Die ersten Tage nach der Geburt schirmten die beiden Mütter ihre Kinder noch vom Rest der Gruppe ab. Inzwischen haben die kleinen Seehunde aber auch schon ersten Kontakt zu den vier adulten Tieren aufgenommen. Jens Stirnberg: „Seehunde sind für gewöhnlich Einzelgänger. Jungtiere finden sich jedoch, sobald sie sich abgenabelt haben, zu Kleingruppen zusammen. Daher ist es besonders schön, dass sich unsere beiden Sprösslinge zukünftig gegenseitig Gesellschaft leisten können.“ Besuchende konnten bisher nur mit etwas Glück durch die Unterwasser-Panoramascheiben einen Blick auf den Nachwuchs erhaschen, da die Anlage in der Eingewöhnungsphase abgesperrt wurde. In der kommenden Woche wird der Tierpark den Besucherweg im oberen Bereich der Tieranlage aber wieder freigeben. Lediglich der Landabschnitt bleibt weiterhin isoliert. „Hier halten sich Cindy und Babsi auf, wenn sie ihre Jungtiere säugen. Dafür möchten wir ihnen nach wie vor den nötigen Schutzraum geben“, erklärt Jens Stirnberg. Nach ungefähr sechs Wochen werden die Babys dann soweit entwickelt sein, dass sie feste Nahrung zu sich nehmen können.

 

Seehund-Jungtiere können bereits kurz nach Geburt selbstständig schwimmen. Dies ist notwendig, da sie in Ebbe-und-Flut-Gebieten zur Welt kommen. Zum Schutz vor den Gezeiten können Seehund-Weibchen die Geburt notfalls sogar bis zu acht Stunden unterbrechen, um einen geschützten Landbereich zu finden. An der deutschen Küste sieht man gelegentlich auch vermeintlich verlassene Jungtiere am Strand. Mit lauten Rufen machen sie auf sich aufmerksam. Daher werden sie auch „Heuler“ genannt. Doch nicht immer hat ein „Heuler“ seine Mutter verloren. Seehund-Weibchen lassen ihren Nachwuchs an Land zurück, um zu jagen, damit sie ausreichend Energie zur Versorgung ihres Sprösslings haben. Strandbesuchende sollten daher stets großen Abstand zu Seehund-Jungtieren halten, sodass die Weibchen die Chance haben, ungestört zu ihrem Nachwuchs zurückzukehren.

 

Die Lebensraumanlage „Nordseewelten“ im Tierpark + Fossilium Bochum gibt einen Einblick in das heimische Weltnaturerbe Wattenmeer. Besuchende begegnen hier neben den großen Meeressäugern auch Watvögeln, wie Löffler, Rotschenkel und Kampfläufer, sowie für den Lebensraum typischen Fischen, wie dem Kleingefleckte Katzenhai. Die „Nordseewelten“ sind zudem eine wichtige Station für die Zoo- und Museumspädagogik des Tierparks. Im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) können Besuchende sich hier mit den menschlichen Einflüssen (u.a. Tourismus und Meeresverschmutzung) auf den Lebensraum und die heimischen Tier- und Pflanzenarten auseinandersetzen und ihr eigenes Verhalten reflektieren. Zudem erfüllt der Tierpark mit der in den „Nordseewelten“ zum Einsatz kommenden, ressourcenschonenden Technik eine Vorbildfunktion in Sachen Umwelt- und Klimaschutz.

 

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